Fasten statt Hungern

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Odnośniki

Fasten statt Hungern, Zdrowie,dieta i uroda (mieszanka)

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Fasten statt Hungern

Vor 2000 Jahren haben Hippokrates und seine Schüler das Fasten als medizinische Therapiemethode

eingesetzt. Auch die Ärzte Roms, der arabischen Welt und des Mittelalters liessen

fasten. Mit dem Aufkommen der modernen Medizin geriet die Fastentherapie mehr und mehr

ins Abseits. Schulmediziner warnten vor der «Nulldiät» und bezeichneten das Fasten als Hirngespinst

einiger Naturheilkundler. Das hindert allerdings viele nicht daran, ihr Heil im Fasten zu

suchen – im Gegenteil.

FOTO: IVER HANSEN/PICTURE PRESS

TABULA NR. 1 / JANUAR 99 5

fenweiser Übergang zur Ernährung.

Weg vom Alltag

«Bis gestern litt ich an Übergewicht.

Bis gestern stürzte ich

mich beim geringsten aussenpolitischen

Klimawechsel sofort

in Hamster- und Panikkäufe. Bis

gestern wäre ich lieber an Herzverfettung

als an Unterernährung

gestorben.» So beschreibt ein

Faster seinen akuten Sinneswandel

zu Beginn einer Kur.

Gesunde Fastende wollen

den freiwilligen Nahrungsverzicht

ohne Hunger erleben, ihren

Körper entgiften und von

überflüssigem Gewicht entlasten.

Manche sehen das Fasten

auch als Chance, kritisch über

die Gewohnheiten einer Wohlstandsgesellschaft

nachzudenken,

sind entschlossen ihr Leben

zu ändern oder versuchen, die

spirituelle Dimension ihrer Existenz

wiederzuentdecken. Da Fasten

ein ganzheitlicher Vorgang

ist, eine «Operation ohne Messer

», sollten vor allem Erstfaster

eine Gruppe mit einem erfahrenen

Begleiter, einen Fastenarzt

oder eine der renommierten

Fastenkliniken aufsuchen. Alleine

zu fasten kann nur dann sinnvoll

sein, wenn umfangreiche

Fastenerfahrungen gemacht worden

sind und bei möglichen

Fastenkrisen ein bewanderter

Fastenarzt zur Rate gezogen werden

kann. Denn Krisen sind, vor

allem für Erstfaster und zu Beginn

einer Kur, recht häufig. Frieren

und Schweissausbrüche,

Kopfschmerzen, Übelkeit und

Hungergefühle sind die am häufigsten

auftretenden Symptome.

Die Belastung für den Körper

vergrössert sich, wenn während

des Arbeitsalltags gefastet wird.

Dann kann Fasten zu einem echten

Stressfaktor werden. Denn

der Rückzug aus dem Alltag ist

Hippokrates beschrieben. Seine

«Diaita» umfasste in der ersten

Stufe eine Ordnungstherapie,

dann eine Ernährungstherapie

und schliesslich Fastentherapien

sowie strenge Diäten.

Die Diätetik im naturheilkundlichen

Sinne versucht diesen

ganzheitlichen Anspruch zu

verwirklichen. Das Fasten ist gewissermassen

die strengste Form

einer Diätetik mit den Fastenarten

des Wasser- und Teefastens

(Null-Diät), mit dem Molkefasten

(bei chronischer Verstopfung),

dem Saftfasten nach Heun und

dem Fasten nach Buchinger

(Kombination von Tee, Gemüsebrühe,

Saft und Wasser).

Zu den strengen Diätformen

und nicht zum Fasten zählen die

Rohkost/Frischkost-Diät nach

Bircher-Benner, die F.X. Mayr-

Diät – mit dem Teefasten als erster

und der Milch-Brot-Diät als

zweiter Stufe – und die Schroth-

Kur mit ihren Trocken- und

Trinktagen.

Allen Fastenarten gemeinsam

ist die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit,

die Sorge für eine regelmässige

Darmentleerung und

ausreichend Bewegung im Wechsel

mit Ruhe. Durch die hohe

Trinkmenge, Einläufe, Bitteroder

Glaubersalz oder durch

Schwitzpackungen werden die

Ausscheidungen gefördert. Nach

der Phase des Nahrungsentzugs

folgt bei allen Methoden ein stu-

VON HEIKE SCHMOLL

Das Fasten fasziniert und

erschreckt zugleich. Es

zieht an und stösst ab,

es ist vernünftig und doch

schwer zu verstehen. Immer

mehr Menschen wollen seine

Wirkung am eigenen Körper erfahren

und haben doch wieder

Angst davor, das Wagnis des freiwilligen

Verzichts auf Nahrung

auf sich zu nehmen. «Soll ich

oder soll ich nicht», fragen sich

die noch nicht Entschlossenen.

Denn der Entschluss zum Fasten

kostet Überwindung. Auf das

Essen zu verzichten heisst Loslassen,

und das Loslassen ist mit

Ängsten verbunden.

Fasten ist keine Diät

Wer das Fasten auf eine zügige

Gewichtsabnahme reduziert,

wird ähnlich frustriert sein

wie von Crash-Diäten. Fasten ist

der freiwillige Verzicht auf feste

Nahrung und Genussmittel für

eine begrenzte Zeit, der von Bewegung,

Entspannung und geistiger

Regeneration begleitet

wird. Fasten ist nicht hungern

und mehr als abnehmen. Allerdings

gilt umgekehrt auch: Wer

fastet, hungert nicht. Denn der

Körper ist beim gesunden Menschen

imstande, sich aus seinen

eigenen Depots zu versorgen.

Doch das Fasten ist weit mehr

als Physiologie. Es besitzt eine

körperliche Dimenison, eine soziale

und eine spirituelle, die

untrennbar zusammengehören.

Aus den ursprünglich religiösen

Wurzeln des Fastens ist mittlerweile

eine breite Bewegung geworden.

Ganzheitlicher Anspruch

Die heilsamen Wirkungen

des Fastens hat bereits 300 v. Chr.

Heike Schmoll ist

Redakteurin der

Frankfurter

Allgemeinen

Zeitung. Sie hat

eigene Fastenerfahrung.

Bei Hippokrates

war das Fasten

Teil eines umfassenden

medizinischen

Konzepts.

FOTO: GEORGE BERNHARD, SCIENCE PHOTO LIBRARY/KEYSTONE

REPORT

Fasten statt Hungern

6 TABULA NR. 1 / JANUAR 99

ein entscheidender Grund für

den Fastenerfolg.

Abnehmen steht

nicht im Vordergrund

Wer eine Woche fastet, verliert

an Gewicht, aber dieser Gewichtsverlust

gilt nur als Nebeneffekt.

Beim Fasten steht das sogenannte

«Entschlacken» (s. Seite

7) im Vordergrund. Der Körper

soll durch den Entzug der

Nahrung auf «innere Ernährung»

umschalten, d. h. von seinen

Fettreserven zehren und gleichzeitig

die angesammelten Giftstoffe

ausschwemmen.

Hilfe bei chronischen

Leiden oder...

Der Wortstamm «Heil» umfasst

das medizinische Heilen

(curare), das leib-seelische Heil

(integritas), das von Gott zugesagte

Heil (salus) und das vom

Profanen ausgesparte Heilige

(sanctus). Heilfasten umfasst

daher alle Aspekte der menschlichen

Existenz, nicht nur den

medizinischen.

Fastenärzte propagieren das

Heilfasten als Vorsorge und zur

Heilung oder Linderung einer

ganzen Anzahl vor allem chronischer

Krankheiten. Als medizinische

Indikationen für ein

Heilfasten unter ärztlicher Aufsicht

sehen sie: das metabolische

Syndrom (Adipositas, Bluthochdruck,

Diabetes Typ IIb, Fettleber),

Herz- und Gefässerkrankungen

(muskuläre Herzinsuffizienz,

Durchblutungsstörung,

koronare Herzkrankheit), rheumatische

und entzündliche Erkrankungen,

Erkrankungen

der Verdauungsorgane, der Haut

und der Schleimhäute, Schmerzsyndrome

wie Migräne, Kopfschmerzen

und andere chronische

Schmerzzustände.

Zu Anfang eines Heilfastens

können sich vorhandene Symptome

erheblich verschlimmern.

Nicht wenige Migränepatienten

leiden daher unter schweren

Anfällen, sind aber nach der Eingewöhnungsphase

davon befreit.

... Stress für

den Körper?

Die Schulmedizin steht dem

Fasten und dem Konzept, das

dahinter steht, skeptisch gegenüber.

Für die traditionelle Medizin

heisst Fasten erst einmal

Stress für den Körper. Eine vorbeugende

oder gar heilende Wirkung

des Fastens erkennen die

Kritiker nicht an. Einer dieser

Kritiker ist Peter Ballmer, Chefarzt

für Innere Medizin am

Kantonsspital Winterthur: «Aufgrund

der schulmedizinischen

Literatur gibt es keine Hinweise,

dass das Heilfasten positive Wirkungen

auf den Verlauf von

Krankheiten hat. Diese Methode

ist als Therapie mit nicht gesicherten

Effekt zu bezeichnen

und kann aus medizinischen

Gründen nicht empfohlen werden.

Dass Heilfasten eine günstige

Wirkung auf das seelische

Wohl von Patienten haben kann,

ist nicht auszuschliessen, aber

auch nicht bewiesen.»

Die eigene Krankengeschichte

noch

einmal erleben

«Weil das Fasten das gesamte

Zellgefüge bis in die Molekularstruktur

erreicht, werden

alle individuellen krankengeschichtlichen

Veränderungen,

Defekte, Ablagerungen und Immunisierungen

in den betroffenen

Organen, Zellstrukturen und

bindegeweblichen Grundelementen

angesprochen. Die

jüngsten Veränderungen sind am

leichtesten und schnellsten er-

• ärztliche Betreuung

• Abstand vom Alltag

• Gruppendynamik

• Programm mit Bewegung, Darmhygiene,

Therapie, Schulung

• Aufbauphase

• Nachbetreuung

• selten Abbrechen

• ohne Betreuung

• im Alltag

• Isolierung

• ohne begleitende

Massnahmen

• ohne Aufbau

• keine Nachbetreuung

• häufig Frustrationen

• oftmals Abbrechen

Lieber fasten als crashen

Wer das Fasten nur zur raschen Gewichtsabnahme einsetzt, fastet

nicht, sondern macht eine Nulldiät, die einen extremen Stress für

Körper und Psyche mit sich bringt und häufig in den berüchtigten

Teufelskreis des ständigen Zu- und Abnehmens, den Jojo-Effekt,

mündet. Eine Fastenkur – idealerweise in einer Klinik unter ärztlicher

Aufsicht durchgeführt – hat andere Ziele: die Reinigung von Körper

und Geist. Die Unterschiede:

Heilfasten Crash-Diät

TABULA NR. 1 / JANUAR 99 7

Niemand, so argumentieren

die

Schulmediziner,

habe bis jetzt im menschlichen

Körper «Schlacken»

nachweisen können. Der

Begriff wird von ihnen als

Fantasievorstellung der

Fastenärzte bezeichnet

und als unwissenschaftlich

disqualifiziert. Im Klinischen

Wörterbuch «Psychrembel

» kommt der Begriff

«Schlacke» denn auch

nicht vor.

Wo es keine Schlacke

gibt, kann auch nicht entschlackt

werden, meint die

Mehrheit der etablierten

Mediziner. Ausser Fett gibt

es für die Schulmedizin

keine überschüssigen

Substanzen, die im Organismus

abgelagert werden.

Fastenmediziner haben

hingegen die Zwischenzellensubstanz

in den Mittelpunkt

ihres Interesses

gerückt. Diese Zwischenzellensubstanz,

auch Bindegewebe

genannt, verbin-

Verschlackt oder entschlackt?

Fasten «entschlackt» den Körper, sagen die Fastenärzte. Für sie gilt

auch der Umkehrschluss: Wer nicht fastet, der «verschlackt». Die

Schulmediziner hingegen verweisen den Begriff der «Schlacke» ins

Reich der Legenden.

In der neueren Forschung

gibt es histologische

und elektronenmikroskopische

Hinweise darauf,

dass bei Überernährung

nicht nur Kalorienüberschüsse

als Triglyceride

im Fettgewebe deponiert

werden, sondern dass

auch Kohlenhydrate und

Eiweiss in Form von Glyco-

Protein-Komplexen sowohl

in die Kapillarwand als

auch in die Strukturen der

Grundsubstanz eingelagert

werden. Damit – so die

Theorie – verschlackt das

Molekularsieb, also die

Transitstrecke zwischen

Blutbahn und Zellen. Der

biochemische Stofftransport

wird dadurch in beide

Richtungen behindert,

die Regulationsfähigkeit

der Grundsubstanz samt

ihrer Entgiftungsfähigkeit

behindert. Die Naturheilkunde

ist daher der Auffassung,

dass die entschlakkende

und regenerative

Funktion des Heilfastens

darin besteht, dass diese in

der Grundsubstanz abgelagerten

Schlacken bei längeren

Fastenzeiten abgebaut

und entsorgt werden.

Solche Schlackenstoffe

lagern sich freilich nicht

nur durch Überernährung

ab, sondern werden auch

aus der Nahrung, Medikamenten

und der Umwelt

aufgenommen. Es handelt

sich etwa um Konservierungsstoffe,

Farb- und Aromastoffe,

Schwermetalle

und Pestizide.

reichbar, die ältesten am langwierigsten

und schwierigsten.

Erst mit der zeitlichen Ausdehnung

des Fastens kommen wir

in die immer älteren Schichten

unserer leiblichen Vergangenheit.

Der ausgesprochen wechselhafte

Fastenverlauf demonstriert

geradezu die einmal gesunden,

harmonischen Lebensabschnitte

wie andererseits die gestörten,

krankhaften: der Faster

rekapituliert seine eigene Krankengeschichte

», schreibt der anerkannte

Fastenarzt Heinz

Fahrner in seinem Buch über

«Fasten als Therapie».

Wer nicht fasten sollte

Aber auch das Fasten ist –

abgesehen von den grundsätzlichen

Einwänden der Schulmedizin

– nicht für alle Krankheiten

geeignet. Wer an starkem Untergewicht

leidet oder gar magersüchtig

ist und keine Reserven

hat, sollte ebensowenig fasten

wie ein völlig erschöpfter

Mensch. Bei akutem Magen-

Zwölffingerdarmgeschwür ist

das Fasten weitgehend kontraindiziert;

dies gilt auch bei Leber-

und Nierenfunktionsschwächen

sowie bei Nieren- und Gallensteinen.

Auch bei Gicht ist

...

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